Eine gute Angelausrüstung ist eine Investition, die einen viele Jahre begleiten kann – vorausgesetzt, man pflegt sie richtig. Nichts ist ärgerlicher, als wenn die Rolle knirscht, die Schnur reißt oder Rutenringe rosten, nur weil man nach dem Angeln nicht ein paar Minuten in die Wartung gesteckt hat. In diesem Beitrag erfährst du, wie du Rute, Rolle, Schnur und Kleinteile richtig pflegst, damit dein Tackle immer startklar ist und länger hält.
Nach dem Angeln: Reinigung und Trocknung
Eine goldene Regel: Nach jedem Angeltag solltest du dein Gerät kurz reinigen und trocken verstauen. Das heißt nicht, dass du stundenlang schrauben musst – ein paar einfache Handgriffe genügen oft.
- Rute: Wische die Rute mit einem weichen, feuchten Tuch ab, um Schmutz, Schlamm oder Salzkristalle (falls im Meer geangelt) zu entfernen. Achte besonders auf die Ringe und den Rollenhalter. Sandkörner im Rollenhalter können Kratzer verursachen, Schmutz an den Ringen kann die Schnur beschädigen. Ist die Rute nass geworden (Regen oder Wellenspritzer), lass sie an der Luft trocknen, bevor du sie in den Futteral packst. Aber nicht in die pralle Sonne legen, da hohe Hitze dem Harz schaden kann – besser im Schatten trocknen.
- Rolle: Die Angelrolle ist das Herzstück – sie braucht etwas Zuwendung. Nach Süßwasser-Angeln reicht meist ein Abwischen mit einem leicht feuchten Lappen, um Schleim und Dreck zu entfernen. Warst du im Salzwasser fischen, ist mehr Aufwand nötig: Salzkristalle sind der Feind, sie verursachen Korrosion. Daher die Rolle vorsichtig mit klarem Süßwasser abspülen oder unter fließendem Wasser kurz abbrausen (nicht voll untertauchen, und Bremse vorher schließen, damit kein Wasser eindringt). Anschließend trocknen lassen. Wichtig: Nach jeder Tour – und besonders nach Salzwasser – die Schnurführung und äußerlich zugängliche Teile leicht ölen. Ein Tropfen Feinmechanik-Öl an Schnurlaufröllchen und Kurbelgelenk wirkt Wunder. Aber weniger ist mehr: Zu viel Öl zieht Schmutz an.
- Schnur: Prüfe deine Angelschnur auf Beschädigungen. Nach dem Angeln (vor allem im Hänger- oder Muschelrevier) ziehe mal die ersten Meter durch die Finger – spürst du Kerben oder Rauigkeiten? Dann schneide das Stück ab. Geflochtene Schnüre Flusen manchmal nach viel Gebrauch – ebenfalls kürzen oder rechtzeitig ersetzen. Monofile Schnur kann man nach dem Saisonende auswechseln, wenn sie stark verdrallt oder alt ist. UV-Licht zersetzt Mono über Monate, daher lager die Rollen dunkel.
- Haken, Wirbel & Kleinteile: Entfern Reste von Ködern (Teig aus Haken, Kraut aus Wirbeln). Trockne Haken und Jigköpfe, damit sie nicht rosten. Besonders Fliegen und Kunstköder, die nass wurden, sollte man nicht in der geschlossenen Box feucht liegen lassen – sonst gibt’s Rost und Stockflecken. Lieber kurz herausnehmen und an der Luft trocknen lassen, dann wieder einordnen.
Regelmäßige Wartung: Rollenpflege und Co.
Neben der Routine nach jedem Angeln lohnt sich alle paar Monate – oder mindestens zum Saisonbeginn und -ende – eine gründlichere Wartung. Insbesondere Angelrollen danken es dir, wenn du sie etwas „verwöhnst“:
- Bremse warten: Bei einer Stationärrolle solltest du die Bremsscheiben gelegentlich säubern und leicht fetten (sofern es nicht teflonbeschichtete sind). Viele Rollen haben oben an der Spule einen Klickmechanismus, der die Bremse löst. Die Scheiben (Filz, Carbon oder Metall) kann man vorsichtig säubern und mit speziellem Bremsfett bestreichen. Ist das zu kompliziert, zumindest die Bremse nach jedem Einsatz lösen, also nicht auf voller Spannung lagern. Das vermindert den Verschleiß enorm – eine lockere Bremse in der gelagerten Rolle entlastet die Feder und Scheiben.
- Getriebe schmieren: Alle 1-2 Jahre (bei Vielnutzung auch öfter) kann man eine Rolle öffnen und neues Fett ans Getriebe geben. Achtung: Nur tun, wenn man weiß wie, oder eine Explosionszeichnung hat – sonst landet man mit 100 Teilen vor sich. Wer unsicher ist, lässt das einen Fachmann machen. Manche Rollen haben Wartungsöffnungen, da kann man gezielt etwas Öl einträufeln ohne komplettes Zerlegen. Generell immer hochwertiges, für Angelrollen geeignetes Öl/Fett nutzen, um Materialverträglichkeit zu gewährleisten.
Eine zerlegte Angelrolle bei der Generalüberholung. Gut zu sehen: Zahlreiche Kleinteile wie Kugellager, Zahnräder und Dichtungen. Regelmäßige Pflege mit geeigneten Ölen hält diese Mechanik länger am Laufen.
- Rutenkontrolle: Geh deine Rute von Zeit zu Zeit genau durch. Sitzen alle Rutenringe fest? Wackle mal dran – wackelt ein Ring, sofort nachkleben (2-Komponenten-Kleber) oder ersetzen, bevor er bricht. Prüfe die Ringinnenflächen auf Kerben (mit einem Wattestäbchen oder Stoff durchfahren – bleibt es hängen, ist der Ring beschädigt und muss ausgetauscht werden). Auch den Rollenhalter auf lockere Schrauben checken. Den Griff (Kork) kann man mit feinem Schleifpapier wieder glätten, wenn er sehr zerfurcht ist, und dann versiegeln.
- Elektronik: Falls du elektronische Bissanzeiger oder Echolote nutzt, denk an die Batterien – länger nicht benutzt, Batterien herausnehmen, damit sie nicht auslaufen. Kontakte ggf. mit Alkohol reinigen.
- Kescher & Co: Keschernetzen tut ein Waschgang gut, vor allem wenn sie nach Fisch riechen. In Laugenwasser einweichen oder mit Geruchskiller aus dem Angelladen behandeln. Gummierte Netze sind pflegeleichter, normale Netzte trocknen gut, damit sie nicht muffig werden.
Besondere Situationen: Salzwasser, Winterpause, Transport
- Salzwasser-Abhärtung: Wie schon erwähnt, Salzwasser ist aggressiv. Wenn du oft im Meer angelst, erwäge Ausrüstung aus korrosionsfesten Materialien (salzwasserfeste Rollen etc.). Trotzdem: Nach JEDEM Salzwassertrip gründlich mit Süßwasser spülen und neu schmieren. Viele machen den Fehler und spülen nur oberflächlich – besser: Bremse zu, kurze Dusche der Rolle (ohne sie unterzutauchen), dann trocknen, dann paar Tropfen Öl an die wichtigen Stellen. Vergiss auch die Rute nicht, Salznebel setzt sich überall ab.
- Winterpause: Wird im Winter nicht geangelt, lagere das Gerät richtig. Rollen: Bremse ganz öffnen (entlastet die Federn), an einem trockenen Ort lagern. Ruten: Zerlegt im Futteral, liegend oder stehend, aber nicht angelehnt, wo sie dauerhaft durchbiegen. Gummimaterialien (z.B. Wobbler-Schaufeln, Gummifische) mögen keine Hitze und kein direktes Sonnenlicht – also cool und dark lagern. Im Winter ist auch die beste Zeit, um alles durchzugehen, zu reinigen und für Frühling fit zu machen.
- Transport-Schäden vermeiden: Pflege bedeutet auch vorbeugen. Benutze Rutenfutterale oder Hardcases für teure Ruten, besonders auf Reisen. Polstere Rollen in der Tasche, damit kein harter Schlag aufs Getriebe kommt. Haken und Spitzen von Drillingen mit Schutzkappen versehen, damit sie nichts zerkratzen (und dich nicht stechen).
Kleiner Aufwand, große Wirkung
Manch einer mag denken: „Ach, bisher ging’s doch auch ohne viel Pflege“. Stimmt, qualitatives Gerät verzeiht einiges. Aber die Erfahrung zeigt: Wer sein Tackle pflegt, hat länger was davon. Beispielsweise laufen gut gepflegte Rollen auch nach Jahrzehnten noch geschmeidig, während ungepflegte nach ein paar Jahren knirschen und klappern. Und es geht ja nicht nur um Haltbarkeit, sondern auch um die Funktion: Eine saubere Schnur wirft weiter, ein scharfer Haken hakt besser, ein entgräteter Rutenring schont die Schnur.
Darum hier ein paar Extra-Tipps im Überblick:
- Haken schärfen: Kontrolliere regelmäßig die Haken an Kunstködern oder Montagen. Stumpfe Haken kann man mit einem kleinen Schleifstein oder Hook File nachschärfen. Das erhöht die Fangausbeute enorm.
- Gummifische pflegen: Gummis nicht alle zusammen in eine Box werfen – verschiedene Weichmacher vertragen sich nicht, es gibt Matsche. Lieber in Tütchen sortiert lassen. Mit etwas Duftöl (Anis, Knoblauch etc.) kann man alten Gummis wieder Aroma geben.
- Wirbel und Karabiner tauschen: Diese Kleinteile ermüden über Zeit. Ein Karabiner, der oft gebogen wurde, kann spröde werden. Lieber einmal pro Saison die Hauptwirbel an den Montagen erneuern – kosten wenig, kann aber Materialversagen vorbeugen.
- Wathose spülen: Wenn du eine Wathose (insbesondere Neopren) in Salzwasser anhattest, gut mit Süßwasser innen und außen ausspülen. Trocknen (nicht in der Sonne) und aufhängen ohne Knicke. Gelegentlich Talkumpuder ins Innere, damit sie nicht verklebt.
- Angelruten blank polieren: Wer seine Ruten richtig glänzen lassen will, kann sie mit etwas Autopolitur leicht einreiben und auspolieren. Das schützt den Lack und lässt Wasser abperlen.
Fazit
Mit ein bisschen Pflegeaufwand bleibt deine Angelausrüstung dir lange treu. Nach jedem Ansitz kurz säubern und trocknen, hin und wieder eine gründlichere Wartung – viel mehr braucht es nicht. Deine Rolle wird es dir mit seidenweichem Lauf danken und die Rute mit zuverlässiger Performance, wenn es drauf ankommt. Außerdem vermeidest du Pannen am Wasser: z.B. eine klemmende Bremse im Drills eines Großfisches – Horror für jeden Angler.
Also, baue nach dem nächsten erfolgreichen Angeltag 10 Minuten Extra-Zeit ein, um alles wieder fit zu machen. Diese Routine wird schnell zur Selbstverständlichkeit, und du startest beim nächsten Trip mit dem guten Gefühl, dass alles in Schuss ist. Eine gepflegte Ausrüstung fängt zwar nicht automatisch mehr Fische – aber sie sorgt dafür, dass im entscheidenden Moment nicht das Material versagt. In diesem Sinne: Gut Pfleg und Petri Heil für lange Freude an deinem Tackle!