Besondere Fischarten in unseren Gewässern: Wissenswertes über unbekannte Fische

In den Gewässern des Fischereivereins Vellberg tummeln sich nicht nur die bekannten Zielfische wie Forelle, Karpfen oder Hecht. Es gibt auch kleinere, unscheinbarere Arten – echte Schätze der heimischen Fauna – die vielen Anglern wenig bekannt sind. In diesem Beitrag stellen wir drei besondere Fischarten vor, die in unseren Flüssen und Bächen leben, und erklären, warum sie so interessant (und schützenswert) sind: die Mühlkoppe, die Schmerle und der Aal.

Die Mühlkoppe – kleiner Fisch mit großen Ansprüchen

Die Mühlkoppe (Cottus gobio), regional auch Groppe oder Koppe genannt, ist ein kleiner Grundfisch, der durchschnittlich nur 10–15 cm lang wird. Man bekommt ihn kaum je zu Gesicht, denn er ist meisterhaft getarnt: braun marmoriert ruht er tagsüber bewegungslos zwischen Steinen am Bachgrund. Nachts wird er aktiv und jagt Kleintiere wie Larven und Flohkrebse. Mühlkoppen haben einen großen, flachen Kopf und – wichtig zu wissen – keine Schwimmblase. Daher können sie nicht frei im Wasser schweben, sondern halten sich immer auf dem Boden auf. Das hindert sie auch daran, Hindernisse zu überwinden: Schon kleine Schwellen oder Wehre von 15–20 cm Höhe können sie nicht passieren​.

Die Mühlkoppe gilt als Anspruchsvoll was ihren Lebensraum angeht. Sie braucht kühle, klare und vor allem sehr sauerstoffreiche Bäche. Struktur ist ebenfalls wichtig: Kies, Steine und Totholz als Versteckmöglichkeiten. In schnell fließenden Forellenbächen ist sie zu Hause und dient dort auch als Nahrung für Forellen oder Fischotter. Wegen ihrer hohen Anforderungen ist sie eine Bioindikator-Art für Gewässergüte: Wo Mühlkoppen leben, ist das Wasser mindestens Güteklasse II oder besser (also sauber bis gering belastet)​.

In unseren Vereinsgewässern wie der Bühler und dem Aalenbach kommt die Mühlkoppe tatsächlich vor, vor allem in den kühleren Quellabschnitten und Zuläufen. Sie ist nach EU-Recht geschützt – das heißt, sie darf nicht entnommen werden. Bei uns steht sie ohnehin unter ganzjährigem Schutz (Schonart). Fängt man versehentlich eine beim Kleinfischangeln oder im Unterfangkescher, sollte man sie sofort behutsam zurücksetzen.

Wissenswert: Die Mühlkoppe ist ein „Ureinwohner“ unserer Flüsse und stand früher vielerorts am Anfang der Nahrungskette in Forellenbächen. Durch Gewässerverbauung sind ihre Bestände in manchen Regionen zurückgegangen. Dort, wo Renaturierungen stattfinden und Barrieren abgebaut werden, kehrt sie oft zurück, was ein gutes Zeichen ist. Wegen ihrer interessanten Drachenoptik (großer Kopf, stachlige Flossenstrahlen) wird sie manchmal in Aquarien gehalten, aber sie fühlt sich wirklich am wohlsten im Bach mit Strömung. Für uns Angler ist sie kein Zielfisch, aber ein stiller Indikator dafür, dass wir alles richtig machen, wenn sie im Gewässer vorhanden ist.

Die Schmerle – Meisterin der Tarnung am Grund

Die Schmerle (Barbatula barbatula) – manchmal auch Bachschmerle genannt – ist ein weiterer kleiner Grundbewohner. Sie ist langgestreckt, mit einem Aal-ähnlichen, schleimigen Körper, der Tarnfarben aus Gelb-Braun-Schwarz aufweist. Mit ihren Barteln am Maul wühlt sie durch den Boden und sucht nach Würmern, Kleinkrebsen und Insektenlarven. Typischerweise wird eine Schmerle 10–15 cm groß, selten mehr.

Schmerlen bevorzugen ebenfalls klare Bäche mit Kiessubstrat, kommen aber auch in langsameren Flussabschnitten und sogar Seen vor, solange genug Sauerstoff da ist. Sie sind etwas robuster als Mühlkoppen und können auch in Gewässern der Güteklasse II-III noch leben​.

Also wo es zeitweise weniger Sauerstoff oder etwas mehr Schmutz gibt, machen sie nicht sofort schlapp. Daher trifft man Schmerlen oft auch in städtischen Bachläufen, kleineren Flüssen und Weihern an, wo Mühlkoppen schon fehlen.

Was Schmerlen besonders macht, ist ihre rege Aktivität in der Dämmerung. Wenn man abends am Bach mit der Lampe ins Wasser leuchtet, kann man sie manchmal auf Futtersuche beobachten, wie sie flink über den Boden huschen. Tagsüber hingegen liegen sie, halb eingegraben im Kies, und warten ab. Ihre Tarnung ist so gut, dass man sie kaum von einem Stein unterscheiden kann.

In der Nahrungskette sind Schmerlen wichtig als Futterfisch für Forellen, Aale, Eisvögel und Reiher. Früher wurden sie auch vom Menschen genutzt: In manchen Gegenden setzte man Schmerlen in den Hausbrunnen, weil sie angeblich bei schlechter Wasserqualität unruhig wurden – eine Art natürlicher “Wasserqualitätsmesser”. Auch gibt es historische Berichte, dass Schmerlen als Heilfisch bei Krankheiten eingesetzt wurden (der Schleim sollte Linderung bringen, z.B. bei Ohrenschmerzen, daher der Name “Doctor Fish” in England).

Für uns Angler ist die Schmerle ebenfalls kein Zielfisch und steht unter Schutz. Dennoch begegnet man ihr z.B. beim Keschern von Köderfischen in klaren Bächen gelegentlich. Dann staunt man vielleicht, was es für exotisch wirkende kleine Gesellen vor der eigenen Haustür gibt. Ihre Präsenz zeigt, dass selbst in unscheinbaren Bächen Leben steckt und es sich lohnt, diese Biotope zu erhalten.

Der Europäische Aal – Wanderer zwischen den Welten

Vom Winzling kommen wir nun zum dritten im Bunde, der zwar bekannter ist, aber aufgrund seiner Lebensweise absolut besonders: der Europäische Aal (Anguilla anguilla). Im Gegensatz zu Koppe und Schmerle, die ihr ganzes Leben im selben Bach verbringen, ist der Aal ein wahrer Weltenbummler. Er wird in unseren Binnengewässern geboren, wandert als Jungfisch ins Meer, reift dort heran und kehrt nach einigen Jahren ins Süßwasser zurück – halt, falsch herum! Genau umgekehrt: Der Aal wird im Meer geboren (Stichwort Sargassosee im Atlantik), kommt als winziger Glasaal an die europäischen Küsten, wächst in Flüssen, Seen und Teichen auf und wandert dann als erwachsener Aal zurück zum Meer, um zu laichen. Danach stirbt er. Ein faszinierender Lebenszyklus, der erst im letzten Jahrhundert nach und nach entschlüsselt wurde.

Warum ist der Aal nun in unserem Kontext “besonders”? Zum einen, weil er in unseren Vereinsgewässern vorkommt (zum Beispiel wandern Aale die Flusssysteme hoch und können in der Bühler angetroffen werden). Zum anderen, weil er hochgradig bedroht ist. Einst war der Aal häufig, heute gilt er als “vom Aussterben bedroht”​

Die Bestände des Europäischen Aals sind seit den 1980er Jahren um über 90% eingebrochen​.

Schätzungen gehen sogar davon aus, dass es in 20–30 Jahren in europäischen Gewässern keine Aale mehr geben könnte, wenn der Abwärtstrend anhält​.

Ursachen sind vielfältig: Überfischung (Glasaalfang), Wanderhindernisse (Wehre, Turbinen), Lebensraumverlust und möglicherweise auch Klimafaktoren beeinflussen den Bestand negativ.

Im Verein haben wir deshalb strenge Regeln: Entnommene Aale müssen ein Mindestmaß haben, es gibt fanglimitierende Maßnahmen und Schonzeiten. Viele Angler setzen inzwischen Aale zurück – sowohl aus Naturschutzgründen als auch wegen möglicher Schadstoffbelastung im Fettgewebe großer Aale.

Trotzdem bleibt der Aal ein mythischer Fisch: nachtaktiv, schlangenförmig, geheimnisvoll. Wer nachts am Fluss sitzt und der Bissanzeiger rappelt plötzlich, spürt beim Drill die geballte Kraft eines schlängelnden Aals. Das ist Anglerlatein-Stoff (vom „Aal, so dick wie das Handgelenk“ hat sicher jeder schon gehört). Ein prächtiger Aal am Haken war früher ein üblicher Fang – heute ist es schon etwas Besonderes, überhaupt einen maßigen Aal zu erwischen.

Wissenswert: Der Aal durchläuft mehrere Stadien: vom weidenblattartigen Larvenstadium (Leptocephalus) zum durchsichtigen Glasaal, dann zum dunkel gefärbten Gelbaal (Wachstumsphase im Süßwasser) bis zum Blankaal (silbrig, ausgewandert, geschlechtsreif). Wenn unsere Fluss-Aale zum Blankaal mutieren, wandern sie im Herbst flussabwärts und machen sich auf den tausende Kilometer langen Weg zurück in die Sargassosee zur Fortpflanzung. Diesen Weg kennt der Aal instinktiv – ein Naturwunder. Leider schaffen es wegen der vielen Hindernisse heute längst nicht mehr alle in die Freiheit der Meere.

Warum wir auch die “Kleinen” schützen sollten

Die drei vorgestellten Arten – Mühlkoppe, Schmerle, Aal – stehen exemplarisch für viele Nicht-Angelfischarten in unseren Gewässern. Es gibt noch mehr, z.B. der Bitterling oder das Bachneunauge, die auch sehr spannend sind. Als Angler sollten wir uns bewusst sein, dass ein gesundes Ökosystem auf Artenvielfalt angewiesen ist. Jeder kleine Fisch hat seine Rolle: Als Futter, als Bioindikator, als Teil des Nahrungskreislaufs. Wenn eine Art verschwindet, kann das Gefüge kippen.

Daher achten wir im Verein darauf, Lebensräume ganzheitlich zu verbessern – wovon Forelle und Äsche profitieren, davon profitieren meist auch Koppe und Schmerle. Und wenn wir Aale unterstützen (z.B. durch Besatz von Jungaalen an geeigneten Stellen oder Offenhalten von Durchgängen), tragen wir ein Stück dazu bei, eine einzigartig wandernde Fischart vor dem Aussterben zu bewahren.

Zudem, Hand aufs Herz: Ist es nicht auch einfach interessant, von diesen selten gesehenen Wasserbewohnern zu wissen? Zu wissen, dass unter einem Stein im Bach eine urzeitlich anmutende Koppe lauert oder dass ein Teil unserer heimischen Aale eines Tages die halbe Welt durchquert? Angeln bedeutet auch, sich für das ganze Gewässerleben zu interessieren – nicht nur für die Fische am Haken.

Fazit

Die nischenhaften Fischarten in unseren heimischen Gewässern verdienen Beachtung. Mühlkoppe und Schmerle zeigen uns, wie es um die Gewässergüte steht, und bereichern das Ökosystem als wichtige Kleinräuber. Der Aal fasziniert mit seiner Lebensreise und erinnert uns daran, wie vernetzt die Natur global ist – ein Fisch aus unserem Fluss, der bis in die Karibik wandert! Indem wir solche Arten kennen und schützen, leisten wir einen Beitrag zum Erhalt der Biodiversität. Und wer weiß – vielleicht entdeckst du bei deinem nächsten Bachausflug selbst eine der kleinen Flossenschönheiten unter einem Stein hervorschauen. Ein kurzer Moment, der einen staunen lässt, welche Schätze in unseren Gewässern verborgen liegen. Für uns Angler sollte gelten: Nicht nur die großen Fänge zählen, sondern auch die kleinen Wunder am Wasser.