Wenn die Natur ruft: Wie du als Angler richtig handelst – für mehr Fisch und weniger Stress
Für viele ist der Frühling der schönste Moment am Wasser: Vogelgezwitscher, wärmende Sonne, erste Würfe nach der Winterpause. Doch unter der Oberfläche passiert jetzt etwas viel Wichtigeres:
Die Fische beginnen zu laichen.
Es ist der Beginn neuen Lebens – aber auch eine extrem sensible Phase, in der unsere Fische Ruhe, Schutz und Gewässerpflege brauchen.
Wer in dieser Zeit falsch handelt, riskiert mehr als nur einen leeren Kescher: Er gefährdet ganze Fischgenerationen.
In diesem Artikel erfährst du, wann und wie unsere heimischen Fischarten laichen, was du als Angler unbedingt beachten musst – und wie du mithelfen kannst, gesunde Bestände zu sichern.
🔁 Was bedeutet „Laichzeit“?
Die Laichzeit ist der Zeitraum, in dem Fische sich fortpflanzen:
- Die Weibchen legen ihre Eier (Laich) ab
- Die Männchen befruchten diese äußerlich
- Die Eier haften an Wasserpflanzen, Steinen oder dem Boden
- Je nach Temperatur schlüpfen die Larven nach wenigen Tagen bis Wochen
In dieser Zeit verhalten sich Fische deutlich anders:
- Sie ziehen in flache, pflanzenreiche Uferzonen
- Sie sind in Gruppen unterwegs, oft apathisch oder hektisch
- Die Männchen bewachen den Laichplatz, viele tragen „Laichausschlag“
🗓 Wann laichen Fische in Deutschland?
Übersicht nach Arten (je nach Wassertemperatur & Region leicht unterschiedlich):
| Fischart | Haupt-Laichzeit | Schonzeit in BW (Beispiel) |
|---|---|---|
| Hecht | Februar – April | 15. Februar – 30. April |
| Zander | April – Juni | 1. April – 31. Mai |
| Karpfen | Mai – Juli | keine gesetzliche Schonzeit, je nach Verein |
| Schleie | Mai – Juli | 1. Mai – 30. Juni |
| Forelle (Bach) | Oktober – Januar | 15. Oktober – 28. Februar |
| Äsche | März – Mai | 1. März – 30. April |
| Rotauge / Brasse | April – Juni | meist keine feste Schonzeit |
🔔 Wichtig:
Die Schonzeiten können regional unterschiedlich sein – besonders bei Salmoniden!
Immer die Gewässerordnung deines Vereins oder Landesfischereigesetz prüfen.
⚠️ Warum ist die Laichzeit so empfindlich?
Während der Laichzeit sind Fische besonders verletzlich:
- Stress oder Störungen können das Laichgeschäft unterbrechen
- Brut und Laichplätze werden durch Betreten oder unsachgemäße Köderwahl zerstört
- Falsche Entnahme stört das Geschlechterverhältnis oder löscht Laichtrupps aus
- Nachwuchs braucht sauberes Wasser, Ruhe & Schutz vor Prädatoren
Deshalb gibt es Schonzeiten und Fangverbote – nicht zum Ärgern der Angler, sondern zum Schutz unseres Fischbestandes.
🎣 Was du als Angler tun kannst
✅ Halte Schonzeiten ein – ohne Ausnahme!
Selbst wenn ein Fisch beißt: Setze ihn während seiner Schonzeit schonend zurück.
✅ Meide Laichzonen
Halte Abstand zu flachen Uferbereichen, Altarme oder Pflanzenzonen im Frühjahr.
Dort laichen Hechte, Karpfen, Schleien & Weißfische.
✅ Verwende keine Kunstköder in der Schonzeit
Viele Gewässer verbieten Spinnfischen während der Schonzeit von Raubfischen – aus gutem Grund:
Zander oder Hecht beißen auch in der Schonzeit reflexartig zu.
✅ Beobachte und melde
Siehst du abgelaichte Fische, tote Brut oder zerstörte Nester?
Melde es deinem Fischereiverein oder der zuständigen Behörde.
✅ Helfe mit bei Laichhilfen
Viele Vereine bauen Laichhilfen für Karpfen oder Hechte – z. B. künstliche Pflanzzonen oder Totholzstrukturen.
🌱 So schützt du Laich und Jungfisch aktiv
Neben Verzicht ist aktive Unterstützung möglich:
- 🌾 Uferpflege statt Uferputz: Nicht alle Pflanzen sind störend – manche sind Laichplätze!
- 🪵 Totholz im Wasser schafft Schatten & Schutz für die Brut
- 🪣 Keine Fütterung mit Teig oder Pellets in der Laichzeit – das zieht unerwünschte Fresser (z. B. Kormorane) an
- 🧹 Ufer nicht betreten in sensiblen Bereichen (v. a. im Frühjahr)
🧠 Fazit: Rücksicht in der Laichzeit = Zukunft für den Fischbestand
Jeder Fisch beginnt einmal als Ei – was wir heute schützen, schwimmt morgen in deinem Kescher.
Die Laichzeit ist nicht nur „Ruhezeit“ für Fische – sondern auch ein wichtiger Moment für uns Angler:
Zeig Verantwortung, unterstütze deinen Verein, beobachte dein Gewässer – und werde zum aktiven Hüter der Fischwelt.
Denn echter Anglerstolz zeigt sich nicht nur am Fang – sondern im Verständnis für das Leben unter Wasser.