Faszination Fliegenfischen: Ein Einblick in eine besondere Angeltechnik

Fliegenfischen – allein der Name weckt bei vielen Anglern glänzende Augen. Diese besondere Angeltechnik gilt als Königsdisziplin und verbindet sportliche Herausforderung mit Naturnähe und Eleganz. In diesem Artikel schauen wir uns an, was Fliegenfischen ausmacht, warum es so faszinierend ist und wie auch an unseren Gewässern in Vellberg die Fliege zum Einsatz kommen kann.

Was ist Fliegenfischen?

Fliegenfischen (oder Flugangeln) unterscheidet sich grundlegend von anderen Angelmethoden. Anstelle eines beschwerten Köders wirft man eine nahezu gewichtslose künstliche Fliege aus – eine Nachbildung von Insekten oder kleinen Futtertierchen. Um diese Fliege dennoch auf Weite zu bringen, dient die Flugschnur als Wurfgewicht. Das bedeutet: Die Wurftechnik beim Fliegenfischen ist eine ganz eigene Kunst. In eleganten Schwüngen wird die Schnur durch die Luft geführt, um die Fliege zielgenau auf dem Wasser zu platzieren. Dabei kommen Spezialruten und -rollen zum Einsatz, die auf das Gewicht der Schnur abgestimmt sind.

Die Fliegen selbst gibt es in unzähligen Varianten. Trockenfliegen schwimmen auf der Oberfläche und ahmen beispielsweise eine schlüpfende Eintagsfliege nach. Nassfliegen oder Nymphen sinken ab und imitieren Larvenstadien unter Wasser. Streamer sehen aus wie kleine Fische oder Krebse – mit ihnen kann man sogar Räuber wie Hecht oder Barsch überlisten. Der Angler muss je nach Gewässer und Jahreszeit das richtige Muster wählen, denn Fische – besonders Forellen – können wählerisch sein und oft genau die Insektenform bevorzugen, die gerade in der Natur vorkommt.

Fliegenfischen ist damit sehr technisch: Man braucht ein gewisses Verständnis für Entomologie (Insektenkunde) und für Hydrologie (Strömungsverhältnisse), um erfolgreich zu sein. Aber genau diese Lernkurve macht es für viele reizvoll. Hat man den Bogen erstmal raus, erschließt sich eine ganz neue Welt des Angelns.

Der Reiz des Fliegenfischens

Viele, die es einmal probiert haben, bleiben fürs Leben begeistert dabei. Doch was genau macht diese Faszination aus? Fliegenfischer beschreiben es so: Es ist “eine wunderbar direkte und aktive Art des Angelns, herausfordernd und spannend in der Natur und zugleich entspannend und beruhigend”

Tatsächlich vereint das Fliegenfischen scheinbare Gegensätze. Einerseits fordert es volle Konzentration – man beobachtet das Wasser nach Ringen (anzeigende Kreise von steigenden Fischen), denkt ständig über die passende Fliege und Präsentation nach, perfektioniert den Wurf. Andererseits gerät man beim monotonen Surren der Schnur und dem Fließen des Wassers auch in einen meditativen Zustand. Man verschmilzt gewissermaßen mit der Umgebung, der Kopf wird frei.

Besonders ist auch die Nähe zur Natur. Fliegenfischer steigen oft direkt ins Wasser (mit Wathose), um besser werfen zu können. Man steht mitten im Bach, fühlt die Strömung und sieht Bachflohkrebse und Eintagsfliegen um sich herum – viel direkter kann man ein Gewässer nicht erleben. Zudem ist Fliegenfischen ein ganzheitliches Erlebnis: vom Fliegenbinden (viele binden ihre Köder selbst aus Federn, Haaren und Garnen) über das Lesen des Gewässers bis zum gefühlvollen Drillen an der leichten Rute, alles hat einen besonderen Stellenwert.

Fliegenfischer gelten manchmal als romantische Genießer unter den Anglern. Kein Wunder, denn wer mit der Fliege fischt, hat oft nicht die Kühltasche zum Füllen im Sinn, sondern das Erlebnis. Catch & Release (das Zurücksetzen von Fischen) ist in dieser Szene weiter verbreitet – man freut sich an der prächtigen Bachforelle im Kescher, fotografiert sie vielleicht und entlässt sie dann behutsam zurück. Dadurch bleibt Fliegenfischen eine schonende Art Fische zu fangen, die bewusst auf Nachhaltigkeit setzt​.

Zu guter Letzt bietet Fliegenfischen eine unglaubliche Vielfältigkeit: Hat man die Grundlagen erst einmal gelernt, kann man weltweit auf verschiedenste Fische damit gehen – von Alpenbachforellen über Atlantik-Lachse bis zu Bonefish im Salzwasser. Einige reisen um die ganze Welt mit der Fliegenrute. Andere bleiben ihrer Hausstrecke treu und sind stolz darauf, jede Forelle dort persönlich zu kennen. Beides zeigt: Fliegenfischen ist nicht nur eine Technik, sondern für viele eine Leidenschaft und Lebenseinstellung​.

Ausrüstung und Einstieg

Die spezielle Ausrüstung kann anfangs etwas abschreckend wirken, aber man braucht nicht sofort High-End-Geräte. Für den Einstieg genügt oft ein Set aus mittelschwerer Fliegenrute (Schnurklasse 5 oder 6, das ist ein Allroundmaß für Forellen & Co.), passender Rolle und Schnur. Wichtig sind außerdem ein Vorfach mit abgestuftem Durchmesser (tapered Leader) und sehr feiner Spitze, an die die Fliege geknüpft wird. Eine Auswahl einiger Fliegenmuster (Trockenfliegen wie Adams oder Red Tag, Nymphen wie Goldkopfnymphe, vielleicht ein kleiner Woolly Bugger Streamer) deckt viele Situationen ab.

Ein Aspekt, der die Ausrüstung betrifft, ist das Waten. In unseren Vereinsgewässern wie der Bühler kann es durchaus Abschnitte geben, in denen Fliegenfischen vom Ufer schwierig ist – hier kommt man mit Wathose und Watschuhe ins Spiel. Damit kann man ein Stück ins Wasser gehen und besser werfen. Aber Achtung: Immer auf Sicherheit achten und nicht in unbekannten Gewässern bei starker Strömung leichtsinnig werden.

Wer sich fürs Fliegenfischen interessiert, dem sei geraten: Kurse oder Vereinskollegen nutzen! Im Fischereiverein Vellberg gibt es bestimmt erfahrene Fliegenfischer, die gerne bereit sind, Neugierigen ein paar Würfe zu zeigen. Die Grundlagen der Wurftechnik lernt man am besten unter Anleitung, um sich keine falsche Haltung anzugewöhnen. Hat man den Grundwurf – die sogenannte Overhead Cast – einmal gemeistert, kommt viel aus Übung und Gefühl.

Zudem kann man das Fliegenbinden erlernen. Es ist ein besonderer Moment, einen Fisch auf eine selbst gebundene Fliege zu fangen. In Wintermonaten bieten manche Vereine Bindeabende an, wo man in geselliger Runde Muster knüpft. Hier lernt man auch gleich die Namen der Insekten, die man nachahmt, kennen – von der Köcherfliegenlarve bis zur Eintagsfliege.

Fliegenfischen an unseren Gewässern

Auch wenn man beim Fliegenfischen oft an wildromantische Gebirgsbäche denkt – es ist durchaus anpassbar auf unsere heimischen Gewässer. Die Bühler zum Beispiel, unser Vereinsfluss, beherbergt Bachforellen und Äschen. An passenden Streckenabschnitten, wo Bäume und Sträucher es zulassen, kann man hier erfolgreich die Fliege schwingen. Gerade im Frühjahr während der Maifliegen-Saison oder im Sommerabend mit auftanzenden Köcherfliegen sind Forellen an der Oberfläche aktiv und nehmen Trockenfliegen bereitwillig. Auch Döbel (Aitel) in der Bühler reagieren gern auf Insektenköder an der Fliegenrute – ein 50cm Döbel an feinem Tippet kann einen spannenden Drill liefern!

In langsameren Abschnitten oder am Vereinssee könnte man mit Streamern auf Barsche und Hechte probieren. Hier empfiehlt sich dann eine etwas kräftigere Ausrüstung (Schnurklasse 7–8 und Stahlvorfach für Hecht). Zwar ist das Wasser in Seen oft weniger klar und es steigen keine Forellen, aber kleine Fischchen und Großinsekten gibt es auch dort – und damit Chancen für den Fliegenfischer. Selbst Karpfen kann man im Frühjahr an der Oberfläche mit Brotfliege oder Grashüpfer imitierenden Fliegen fangen – eine echte Herausforderung!

Wichtig ist, die Gewässerordnung zu beachten: Manche Gewässer haben Einschränkungen, ob und wo Fliegenfischen erlaubt ist (z.B. wegen Sicherheitsabständen zu Wegen durch den weiten Wurf). In Vellberg sind wir aber grundsätzlich offen für alle waidgerechten Angelmethoden, solange sie Sinn machen und erlaubt sind.

Fazit

Fliegenfischen übt einen ganz besonderen Zauber aus. Es verbindet Angeln, Natursport und Handwerk auf unvergleichliche Weise. Wer die Herausforderung sucht und gleichzeitig ein intensives Naturerlebnis genießen will, findet hier sein Metier. Zwar erfordert es etwas Übung – doch die Mühe lohnt sich, denn die Momente, in denen eine Forelle sanft die selbst gebundene Fliege von der Oberfläche pflückt oder der Schnurkorb sirrt, wenn ein Fisch abzieht, sind unbezahlbar. Und keine Sorge: Fliegenfischen ist entgegen mancher Vorurteile keineswegs elitär, sondern kann von Jung und Alt erlernt werden und bereitet in Gemeinschaft ebenso Freude wie allein am einsamen Bach​.

Vielleicht hast du ja Lust bekommen, es einmal auszuprobieren? Die Faszination der schimmernden Flugschnur und der tanzenden Trockenfliege könnte auch dich packen – und unser Verein unterstützt dich gerne dabei, die ersten Schritte (oder Würfe) in diese Angelkunst zu machen. Petri Heil und tight lines – mögen viele schöne Fische eure Fliegen nehmen!

Hinweis: In der Bühler, in unseren Abschnitten, ist das Fliegenfischen untersagt. Im Bereich des Schwäbisch Haller Vereins ist es wiederum erlaubt. Also immer vorher informieren, wo und in welchen Abschnitten geangelt werden darf.