Wilde Vielfalt – Warum Strukturreichtum unsere Gewässer lebendig hält

Einleitung: Chaos mit System

Ein umgestürzter Ast, ein dichter Schilfgürtel, ein zugewachsener Tümpel – was für den Menschen oft nach Unordnung aussieht, ist für die Natur überlebenswichtig. Strukturvielfalt am Gewässer bedeutet: viele Verstecke, viele Nischen, viele Möglichkeiten. Fische, Amphibien, Insekten, Vögel und Kleinsäuger finden hier Nahrung, Unterschlupf und Laichplätze.

Für Angler ist das mehr als nur interessant – es ist ein Zeichen für ein gesundes, funktionierendes Ökosystem. Wer die „wilden Ecken“ am Wasser schätzt, schützt mehr als nur den Fischbestand.

Was zählt zur Strukturvielfalt am Gewässer?

Zur Strukturvielfalt zählen alle natürlichen oder naturnahen Elemente, die einem Gewässer Leben einhauchen:

  • Totholz: abgestorbene Äste, Wurzeln oder Baumstämme im Wasser
  • Röhrichtzonen: Schilf, Rohrkolben, Seggen – wichtig für Uferfestigkeit und Brutstätten
  • Steinbänke und Kiesufer: schützen gegen Erosion, bieten Fischen Laichgrund
  • Flachwasserbereiche: wärmen sich schnell auf, ideal für Amphibien und Jungfische
  • Böschungen und Erdabbrüche: Lebensraum für Uferschwalben, Eisvögel oder Libellen

Diese Elemente sorgen für Sauerstoffaustausch, Wasserfilterung und Artenvielfalt.

Warum wir wilde Ecken nicht aufräumen sollten

Ein aufgeräumtes Gewässerufer sieht zwar ordentlich aus – aber es fehlt an Leben. Werden Totholz, Algen oder Röhricht entfernt, verschwinden Lebensräume für viele Arten. Besonders Jungfische, Insektenlarven und Amphibien sind auf geschützte Zonen angewiesen.

Auch für den Angelerfolg sind strukturreiche Bereiche entscheidend: Hechte lauern im Wurzelwerk, Schleien verstecken sich im dichten Kraut, Forellen lieben kiesige Untergründe mit Sauerstoffeintrag.

Was wir konkret tun können

  • Totholz bewusst liegen lassen, wenn es keine Gefahr darstellt
  • Röhrichtbereiche nicht ganz abmähen, sondern nur teilweise und abschnittsweise
  • Stein- und Sandbänke erhalten oder gezielt anlegen
  • Pflegemaßnahmen mit Fachleuten abstimmen, z. B. bei Renaturierungen
  • Jugendliche einbinden, um Wissen über Strukturvielfalt weiterzugeben

Ein strukturreiches Gewässer braucht Pflege – aber die richtige.

Wusstest du schon?

🌿 Totholz speichert Nährstoffe, schützt vor Strömung und bietet 500+ Arten Lebensraum. Je wilder ein Ufer, desto artenreicher das Gewässer.

Fazit: Natürlich besser

Strukturvielfalt bedeutet Vielfalt im Leben. Jeder Ast, jedes Schilf und jede Ecke, die scheinbar unordentlich wirkt, ist Teil eines großen Ganzen. Wer sie schützt, bewahrt das Herzstück unserer Gewässerwelt.

Totholz, Röhricht & wilde Ecken – für gesunde Flüsse, glückliche Fische und echte Natur.