Zwischen Faszination und Frust
Wer regelmäßig am Wasser sitzt, kennt ihn – den Fischreiher. Mit seiner eleganten Silhouette, den langen Beinen und dem spitzen Schnabel ist er ein markanter Vogel, der scheinbar regungslos am Ufer steht und blitzschnell zuschlägt. Doch unter Anglern hat er nicht nur Freunde: Er frisst „unsere“ Fische, scheucht die Schwärme auf und kann mitunter empfindlichen Schaden anrichten.
Doch lohnt sich ein zweiter Blick? In diesem Beitrag beleuchten wir die Rolle des Fischreihers im Ökosystem – zwischen Naturschutz und Praxisrealität.
Lebensweise und Verhalten
Der Graureiher (Ardea cinerea) ist in Mitteleuropa weit verbreitet und kommt auch in den Auen und Weihern rund um Vellberg regelmäßig vor. Er jagt meist in flachen Uferzonen, wo er reglos auf Beute lauert – vor allem auf kleine Fische, Amphibien und Insekten.
Kennzeichen:
- Körpergröße: bis 1 m
- Spannweite: bis 1,90 m
- graues Gefieder, weißer Hals, schwarze Kopfstreifen
Der Reiher ist ein tagaktiver Einzelgänger, der seinen festen Jagdrhythmus hat – oft in der Dämmerung besonders aktiv.
Ärgernis für Angler?
In besetzten Teichen, vor allem bei Jungfischaufzucht, kann der Fischreiher beträchtlichen Schaden anrichten. Er ist schlau, lernt schnell und lässt sich von menschlicher Nähe nicht dauerhaft beeindrucken.
Problemfelder:
- Frisst gezielt Jungfische in Teichanlagen
- Verursacht Stress unter Fischen durch ständige Störung
- Verletzt mitunter Fische, die er nicht ganz erbeutet
Viele Angler empfinden ihn daher als unliebsamen „Konkurrenten“. Doch der Fischreiher ist ein geschütztes Tier – und spielt auch eine wichtige ökologische Rolle.
Naturschutz und ökologisches Gleichgewicht
Trotz aller Konflikte ist der Graureiher ein wichtiger Indikator für gesunde Gewässer. Wo er jagt, gibt es Fisch – und wo er lebt, stimmt meist das ökologische Gleichgewicht. Zudem reguliert er auf natürliche Weise überbesetzte Kleinfischpopulationen.
Seine ökologische Funktion:
- Kontrolle von Weißfischbeständen
- Entfernung kranker und schwacher Tiere
- Lebensraum für weitere Arten durch Kotansammlungen (z. B. Dungkäfer, Pilze)
Was können Fischereivereine tun?
Statt in Konfrontation zu gehen, lohnt sich oft ein praktischer und konstruktiver Umgang mit dem Fischreiher:
- Teichbereiche mit Versteckmöglichkeiten für Fische ausstatten
- Abdeckungen oder Schutznetze an besonders sensiblen Stellen verwenden
- Abschreckmaßnahmen wie Windspiele oder reflektierende Bänder – jedoch ohne Tierleid
- Zusammenarbeit mit Behörden suchen, wenn massive Schäden drohen
Fazit: Jäger am Ufer – und Teil des großen Ganzen
Der Fischreiher mag für viele Angler ein Ärgernis sein – doch er ist Teil der natürlichen Nahrungskette und ein Zeichen dafür, dass unsere Gewässer leben. Wer mit ihm statt gegen ihn arbeitet, hilft nicht nur dem Artenschutz, sondern auch der eigenen Glaubwürdigkeit als naturverbundener Angler.
Der beste Angelplatz ist dort, wo auch der Fischreiher jagt.