Der Wels – ein sanfter Gigant
Der Europäische Wels (Silurus glanis) ist mit einer Länge von über 2,5 Metern und einem Gewicht von bis zu 100 Kilogramm der größte einheimische Süßwasserfisch Europas. Seine Größe wirkt beeindruckend – und manchmal furchteinflößend. Aber: Der Wels ist kein Raubtier mit Jagd auf Menschen im Kopf, sondern ein nachtaktiver Bodenbewohner, der sich überwiegend von Fischen, Krebsen und manchmal Vögeln oder Amphibien ernährt.
Dass er Badegäste “attackiert” hat, ist in der Biologie außergewöhnlich selten und nur erklärbar durch:
- Fütterung durch Menschen → Verlust der natürlichen Scheu
- Revierverhalten zur Laichzeit
- Verwechslung (z. B. Zehen = Beute wie kleine Fische)
Lebensraum und Verhalten
Welse lieben:
- Ruhige, warme Gewässer mit tiefer Struktur
- Verstecke: Totholz, versunkene Bäume, Hafenmauern
- Schlammige oder kiesige Böden
Aktiv werden sie meist in der Dämmerung oder Nacht. Tagsüber liegen sie versteckt – bis sie gestört werden.
Warum Welse eigentlich Schutz verdienen
Viele Angler sehen im Wels einen König – schwer zu fangen, stark im Drill, faszinierend in seiner Art. Doch auch unter Naturschützern hat er Fans, denn:
- Welse gehören zur natürlichen Biodiversität
- Sie sind ein Indikator für stabile, strukturreiche Gewässer
- Ihr Bestand zeigt, dass ein Gewässer funktionierende Nahrungsnetze hat
Der Wels ist kein Neozoon (eingeschleppte Art), sondern in Deutschland heimisch – und in Flüssen wie Donau, Rhein, Main oder Elbe weit verbreitet.
Der Mythos vom „gefährlichen Fisch“
Medial wurde aus einem verwirrten Wels schnell ein „Monsterfisch“. Dabei belegen Studien:
- Welse meiden in der Regel den Kontakt zum Menschen
- Verletzungen durch Welse sind extrem selten
- Ihre Zähne sind klein, borstenartig – ein Biss tut weh, aber ist selten gefährlich
Wissenschaftler empfehlen: Ruhe bewahren, aufklären, Verhalten verstehen.
Was wir daraus lernen sollten
- Tiere verhalten sich nicht irrational – sie reagieren auf Reize
- Welse sind weder Monster noch Schädlinge
- Wer Natur nutzen will, muss sie auch verstehen
Vielleicht war der Brombachsee-Wels nur ein neugieriger Fisch, der auf Futter hoffte – oder ein vergrätzter Vater, der sein Laichrevier verteidigen wollte. Kein Grund, zur Pistole zu greifen.