Der Wels in Deutschland: Größe, Verhalten, Lebensraum & Vorurteile

Zwischen Mythen, Medien und Wahrheit

Der Europäische Wels (Silurus glanis) ist einer der faszinierendsten Süßwasserfische Europas – und zugleich einer der meist missverstandenen. Spätestens seit dem spektakulären Vorfall am Brombachsee, bei dem ein kapitales Exemplar nach angeblichen Angriffen auf Badegäste von der Polizei erschossen wurde, ist der Wels wieder in aller Munde.

Aber was ist dran an der Angst vor dem Giganten der Tiefe?


🐟 Was ist ein Wels eigentlich?

Der Europäische Wels ist der größte heimische Raubfisch Europas.

Er kann bis zu 3 Meter lang und über 100 Kilogramm schwer werden – auch wenn solche Größen Ausnahmen sind. Durchschnittlich liegt ein Wels in deutschen Gewässern bei 1,20 bis 1,80 Metern.

Steckbrief:

  • Wissenschaftlicher Name: Silurus glanis
  • Lebenserwartung: bis zu 50 Jahre
  • Lebensraum: Flüsse, Stauseen, Altarme
  • Vorkommen: Ganz Europa, bevorzugt wärmere Regionen
  • Nahrung: Fische, Amphibien, Wasservögel, Kleinsäuger – aber auch Aas
  • Besonderheit: Zwei lange Barteln am Oberkiefer, kleine Augen, riesiges Maul

🌊 Wo lebt der Wels in Deutschland?

Welse bevorzugen warme, langsam fließende Gewässer mit weichem Grund und Unterständen. Besonders wohl fühlt er sich in:

  • Donau und ihre Nebengewässer
  • Rhein, Elbe, Weser
  • Brombachsee, Main-Donau-Kanal, Neckar
  • Große Baggerseen und Altarme

Durch Besatzmaßnahmen ist der Wels heute in fast allen Bundesländern anzutreffen – auch in kleineren Gewässern.


❗ Wels & Mensch – gefährlich?

Kurz gesagt: Nein.

Welse sind nicht aggressiv gegenüber Menschen. Sie sind neugierig, scheu und nachtaktiv. Nur in seltenen Fällen, z. B. bei Revierverhalten in der Brutzeit, kann es zu Berührungen oder Verwechslungen kommen.

Der Vorfall am Brombachsee ist ein Extremfall – mit vielen offenen Fragen. Ob es sich um eine Provokation, Fütterung oder Missinterpretation handelte, ist unklar.

Aber: Der Wels ist kein „Menschenjäger“ – sondern eher ein sensibler Riese.


🔍 Mythen & Missverständnisse

Welse greifen Menschen an:

Unsinn. Es gibt keine dokumentierten Fälle von gezielten Angriffen. Was vorkommen kann, sind neugierige Annäherungen oder Schreckreaktionen.

Welse verschlingen Hunde & Kinder:

Hollywood lässt grüßen. Der Wels frisst, was ins Maul passt – und Kinder oder große Hunde gehören nicht dazu.

Welse vermehren sich wie verrückt:

Falsch. Welse brauchen gute Bedingungen und viel Platz. In natürlichen Gewässern reguliert sich der Bestand selbst durch Nahrungskonkurrenz und Prädation.


🛠️ Angeln auf Wels – populär wie nie

Wallerangeln boomt – vor allem in Süddeutschland und entlang der Donau.

Angler nutzen:

  • Boilies, Tauwürmer, Köderfische
  • Freilaufmontagen, U-Posen, Unterwasserposen
  • Robuste Ruten (bis 300g WG), große Rollen, dicke Schnur

Catch & Release ist üblich, besonders bei Großwelsen.


🌱 Natürlicher Nutzen

Welse tragen zur Gewässerregulierung bei, weil sie Überpopulationen kleiner Fische im Griff halten. Sie sind keine invasive Gefahr, sondern integraler Bestandteil funktionierender Ökosysteme.


Fazit:

Der Wels ist kein Killer – sondern ein König.

Ein majestätischer, uralter Bewohner unserer Gewässer.

Wer ihn versteht, wird ihn nicht fürchten – sondern bewundern.

Und wer weiß… vielleicht begegnen wir dem nächsten Riesen lieber mit der Kamera statt mit der Dienstwaffe.