Wenn Lebensretter zum Richter werden
Die Entscheidung, einen Wels im Brombachsee zu erschießen, war umstritten – nicht nur emotional, sondern auch fachlich. Lag der Fokus zu sehr auf der öffentlichen Sicherheit? Oder hätte man den Fisch vielleicht verlegen oder absichtlich dokumentieren sollen? Tauchen wir tiefer ein.
🎯 Warum die Polizei gezielt schoss
- Akute Gefahr für Badegäste & Festivalbesucher: Der Wels hatte bereits fünf Personen gebissen, darunter auch Kinder. In Kombination mit einem laufenden Techno-Festival („Burning Beach“) war eine ständige Überwachung des Bereichs laut Behörden nicht machbar .
- Vermeidung von Panik & Ertrinkungsgefahr: Ein Schwimmer in Panik könnte ertrinken – so argumentierte das Polizeipräsidium nach Rücksprache mit Wasserwacht, Rotem Kreuz und Fischereiverband .
❗ War es verhältnismäßig?
Kritik von Wissenschaft & Tierschutz:
- PETA: Betrachtete die Tötung als unnötig und plante sogar Strafanzeige – die Polizei hätte Warnschilder aufstellen oder den Bereich evakuieren können .
- Deutsche Gesellschaft für Ichthyologie: Dr. Harro Hieronimus nennt das Vorgehen „nicht gut“, da der Wels lediglich sein Gelege verteidigte – ein natürlicher Instinkt .
- Stern-TV-Expertin Barbara Kiejewski: Betonte, dass Welse kein Mensch als Beute betrachten und die Schüsse absolut nicht gerechtfertigt gewesen seien .
🔬 Wissenschaftliche Hintergründe der Aggression
- Laichzeit & Territorialverhalten: Riesige Welse verteidigen ihre Eier energisch – vor allem in flachen Uferzonen mit Kiesnestern .
- Stress durch Festival-Lärm: Tieffrequente Bässe können Fische irritieren – das Fisch-Ökologen Robert Arlinghaus bestätigt .
- Wasserstand & Brutplätze: Niedriger Pegel führte zu wenigen Laichplätzen – und brachte die Welse näher an Badeinseln .
✅ Alternativen zum Erschießen des Fisches
- Temporäre Sperrung der betroffenen Stellen – mit klaren Warnschildern.
- Umsiedlung in tiefere Seebereiche – kein Kunststück für professionelle Angler.
- Monitoring per Echolot – um Laichgruben frühzeitig zu identifizieren .
- Aufklärung der Badegäste über Laichverhalten und Schutzabstände.
🌍 Ein gespaltenes Echo
- Befürworter: Sicherheit steht an erster Stelle – ein unbeobachteter Angriff hätte Leben gefährden können.
- Gegner: Ein Klick auf „Tote Tiere“ setzt ein trauriges Zeichen – wo bleibt der Natur- und Ressourcenschutz?
🍽️ „Vom Schreckenskönig zur Delikatesse“
Nach der Tötung wurde der Fisch nicht verschwendet:
120 Portionen Welsfilet fanden ihren Weg in ein regionales Gasthaus – unter anderem mit Bärlauchsoße und Kartoffeln . Auch wenn das manchen skurril vorkommt: der Wels erfüllte so zumindest noch einen praktischen Zweck.
🔮 Fazit & Ausblick
Ob man die Entscheidung als notwendig oder unverhältnismäßig sieht, bleibt jedem selbst überlassen. Klar ist:
- Mehr Sensibilisierung – für das Verhalten von Fischen in der Laichzeit
- Frühwarnsysteme – wie Echolot und Sperrungen
- Konfliktlösungen – Umsiedlung statt Tötung
könnten ähnliche Szenarien künftig vermeiden – und zeigen, dass Mensch und Natur auch in Grenzsituationen klug entspannen können.