„In dem See schwimmt ein Wels, der frisst ganze Hunde!“
„Ein Taucher kam nie zurück – da lebt ein Monsterwels!“
Solche Geschichten machen seit Jahrzehnten die Runde – nicht nur unter Anglern.
Doch was ist wirklich dran an diesen spektakulären Erzählungen?
Sind Welse wirklich gefährlich für Tiere – oder gar für Menschen?
Wir werfen einen Blick hinter den Mythos des gefräßigen Riesenwelses.
🐟 Der Wels – Europas größter Süßwasserfisch
Der Europäische Wels (Silurus glanis) ist der größte in Europa heimische Süßwasserfisch.
Er kann tatsächlich über 2,5 Meter lang und mehr als 100 kg schwer werden – selten, aber möglich.
Bekannte Rekordfänge:
- Italien (Po-Delta): über 280 cm
- Deutschland: bis zu 250 cm
- Durchschnitt in Deutschland: meist 1,20 – 1,80 m
Aber ist das schon Grund zur Sorge?
🧠 Was fressen Welse wirklich?
Welse sind:
- Raubfische
- Bodenorientiert
- Allesfresser mit Vorliebe für:
- kleine bis mittlere Fische
- Frösche, Krebse, Würmer
- Aas, Vögel im Wasser (selten)
- sehr große Exemplare: auch Ratten, junge Enten, Tauben
Aber:
Hunde, Menschen oder große Säugetiere?
➡️ Nein. Dafür fehlen dem Wels Kraft, Jagdinstinkt und Kieferstruktur.
🐶 Woher kommt der Mythos vom „Hund im Maul“?
Der Ursprung solcher Geschichten liegt oft in:
- Übertreibungen am Stammtisch
- unglücklichen Zufällen (z. B. Hund ertrinkt, Wels wird gesichtet)
- Fangberichten mit „mutmaßlichem“ Mageninhalt
- falschen Foto-Interpretationen
💬 In einem Fall wurde berichtet, ein Wels hätte ein Dackelgeschirr im Magen gehabt – Beweise? Keine.
Die Bilder kursieren trotzdem bis heute.
🎥 Sensation oder Inszenierung?
YouTube & Co. tragen ihren Teil bei:
- Aufnahmen von Welsen, die Tauben vom Ufer reißen
- Dramatische „Monsterfisch“-Dokus
- Angelvideos mit überspitzten Titeln („Der Hundefresser vom Kanal!“)
Realität: Diese Tiere sind faszinierend – aber keine Raubtiere für Vierbeiner oder Menschen.
👶 Gefahr für Menschen?
Nein.
Welse sind scheu, nachtaktiv und greifen keine Menschen an.
Beim Angeln oder Baden besteht keinerlei Risiko, solange man den Fisch nicht provoziert oder unachtsam mit Drillgerät hantiert.
Selbst große Exemplare verhalten sich passiv – nur beim Keschern oder Hakenlösen muss man vorsichtig sein (nicht wegen Zähnen, sondern wegen der schieren Kraft).
📸 Der Mythos lebt – aber was bleibt?
Solange es große Fische gibt, wird es auch große Geschichten geben.
Der Wels ist ein Symbol für „das Unbekannte unter der Oberfläche“ – und perfekt geeignet für Legenden.
Aber wer ihn wirklich kennt, weiß:
- Der Wels ist ein friedlicher, langsamer Räuber
- Er braucht saubere, ruhige Gewässer
- Er ist mehr beeindruckend als gefährlich
🧾 Fazit
Der Wels ist riesig – aber kein Monster.
Hunde oder Menschen gehören nicht zu seiner Beute.
Trotzdem fasziniert er uns – weil er im Dunkeln lauert, weil man ihn selten sieht, und weil jede Anglergeschichte besser wird, wenn „der Wels fast das Boot gekentert hätte“.
Mythos? Ja.
Märchen? Auch.
Gefährlich? Definitiv nicht.