Wels (Silurus glanis)

Der Gigant der Tiefe – kraftvoll, geheimnisvoll, respekteinflößend

Der Wels ist der größte Süßwasserfisch Europas – auch in den Flüssen und Seen Baden-Württembergs ist er längst heimisch geworden. Mit Längen von über zwei Metern und einem Gewicht jenseits der 100 Kilogramm ist er ein faszinierender, urtümlicher Räuber – und ein Traumfisch für viele Angler.

Lebensraum und bevorzugte Gewässer

Welse bevorzugen langsam fließende, warme Gewässer mit schlammigem oder sandigem Grund. Sie lieben tiefe Gumpen, versunkene Bäume und strukturreiche Zonen, in denen sie sich tagsüber verstecken und nachts auf Jagd gehen.

  • Typische Reviere: Neckar, Donau, Kocher, große Vereinsseen
  • Strukturen: Totholz, Spundwände, Einläufe, Buhnen
  • Wassertiefe: meist tief (2–10 m), gerne in strömungsberuhigten Zonen

Verhalten und Aktivitätsphasen

Welse sind nachtaktive Räuber mit starkem Geruchssinn und extrem feinem Seitenlinienorgan. Tagsüber ruhen sie in ihren Unterständen – nachts jagen sie Fische, Amphibien und Kleinsäuger.

  • Jahreszeitliches Verhalten:
    • Frühling: Aktivierung nach Winterruhe
    • Sommer: intensivste Jagdphase
    • Herbst: nochmal Fressrausch
    • Winter: ruhend in tiefen Löchern
  • Laichzeit: Mai bis Juli – in Uferzonen mit Pflanzenbewuchs

Angelmethoden und Köder

Erfolgreiche Methoden:

  • Grundangeln mit Bojenmontage oder Unterwasserpose
  • Aktivangeln mit großen Gummiködern, Wallerholz (vom Boot)
  • Nachtangeln mit Tauwurmbündeln oder totem Köderfisch

Ködertipps:

  • Tauwurmbündel (Klassiker)
  • Köderfisch (Rotauge, Karausche)
  • Fischfetzen, Kalbsleber, Teig mit Blutmehl

Tipp: Bei warmem Wasser ist starker Geruch entscheidend – Fische riechen mehr als sie sehen.

Fangzeiten und Strategie

  • Beste Jahreszeit: Mai bis Oktober
  • Tageszeit: Nacht, Dämmerung
  • Strategie: Platz über mehrere Tage anfüttern, ruhiges Verhalten, kräftige Ausrüstung

Schonzeiten und Regelungen

  • Schonzeit in BW: Keine gesetzlich festgelegte Schonzeit
  • Mindestmaß: meist 60 cm (vereinsabhängig unterschiedlich)
  • Hinweis: Große Exemplare sind selten – bitte nachhaltig beangeln!

Fangschwierigkeit und Ausrüstung

Welse stellen höchste Anforderungen an Gerät und Angler:

  • Ruten: 200–300 g Wurfgewicht, starke Stationär- oder Multirollen
  • Schnur: Geflochten, 0,40 mm oder stärker (Tragkraft > 25 kg)
  • Fangschwierigkeit: Hoch
  • Erfolgsfaktoren: Kraft, Ausdauer, sichere Landung, Geduld

Kulinarischer Wert

Welsfleisch ist grätenfrei, zart, leicht fettig und sehr beliebt – vor allem in Filetform. Auch große Fische liefern exzellente Portionen, wenn fachgerecht vorbereitet.

  • Zubereitung: Filetiert und gebraten, in Ragout, gegrillt oder geräuchert
  • Tipp: Welsrückenfilet mit Kräuterkruste – besonders edel

Fazit: Der Wels – ein Mythos unter Wasser

Welse sind nichts für zwischendurch – sie fordern dem Angler alles ab. Wer ihnen begegnet, erlebt eine intensive Form der Fischerei – voller Respekt, Spannung und körperlichem Einsatz. Und wer einen fängt, vergisst dieses Erlebnis nie.