Zwischen Beifang und Überraschung – unsere vergessenen Fischfreunde
Neben den bekannten Zielfischen wie Hecht, Karpfen und Forelle gibt es in unseren heimischen Gewässern auch eine ganze Reihe an weniger prominenten, aber ebenso interessanten Fischarten. Diese sogenannten „Ergänzungsfische“ tauchen meist unerwartet am Haken auf – und sind ein echter Gewinn für neugierige Angler. Hier stellen wir dir einige dieser charmanten Wasserbewohner vor.
Die Brachse (Abramis brama) – Der silberne Bodenschmatzer
Die Brachse – oder „Brasse“, wie sie vielerorts genannt wird – ist der Klassiker unter den Weißfischen. Mit ihrem hohen, seitlich abgeflachten Körper und dem „schmatzenden“ Fressgeräusch ist sie vor allem bei Feeder- und Stippanglern ein beliebter Fang.
- Lebensraum: Ruhige Flüsse, Altarme, Seen mit weichem Grund
- Köder: Maden, Würmer, Mais, Teig, Futterkorb-Montagen
- Besonderheit: Große Schwärme, manchmal Schleim auf der Haut
- Fangzeit: Frühling bis Spätherbst, morgens und abends am besten
Ob als Drillpartner oder Futterplatz-Stammgast – wer regelmäßig anfüttert, wird Brachsen fast garantiert begegnen.
Die Güster (Blicca bjoerkna) – Kleiner Fisch, große Verwechslung
Auf den ersten Blick sieht sie aus wie eine Mini-Brachse – und das ist sie im Prinzip auch. Doch die Güster hat ihre eigenen Eigenheiten: Sie bleibt kleiner, glänzt stärker silbern und hat größere Schuppen.
- Lebensraum: Stehende oder langsam fließende Gewässer
- Köder: Kleine Maden, Pinkies, feines Futter
- Tipp: Ideal für Jungangler zum Üben
Zwar kein Zielfisch – aber ein Fisch, der zeigt, dass auch die Kleinen ihren Platz im Ökosystem haben.
Die Laube (Alburnus alburnus) – Der flinke Silberblitz
Schnell, schmal und silbrig: Die Laube – auch Ukelei genannt – ist einer der häufigsten Köderfische unserer Region. Sie lebt nahe der Oberfläche, bildet große Schwärme und sorgt mit ihrem zackigen Biss oft für hektische Posenbewegungen.
- Lebensraum: Alle Fließgewässer, Seen mit Zugang zu Flüssen
- Köder: Brotkrumen, Mückenlarven, Mini-Maden
- Verwendung: Top-Köderfisch für Hecht und Zander
Auch wenn sie selten gezielt beangelt wird, bringt die Laube Leben in jeden Angelplatz.
Der Kaulbarsch (Gymnocephalus cernua) – Der stachelige Winzling
Ein kleiner Raubfisch mit großem Charakter: Der Kaulbarsch ähnelt optisch dem Barsch, bleibt aber deutlich kleiner. Er kommt häufig bei Nachtangeln oder Grundmontagen als Beifang ans Tageslicht.
- Lebensraum: Tiefe, strukturreiche Flussbereiche und Altarme
- Köder: Wurmstückchen, Maden, Fischfetzen
- Besonderheit: Stachelig, zäh, eher nachtaktiv
Kein Zielfisch – aber immer wieder eine Überraschung im Futterkorb.
Das Moderlieschen (Leucaspius delineatus) – Der Teichflitzer
Klein, scheu, flink – das Moderlieschen ist ein typischer Teichfisch, der sich gerne an der Wasseroberfläche aufhält. Es ist streng geschützt, steht auf der Roten Liste und sollte nicht gezielt beangelt werden.
- Lebensraum: Flache, stehende Kleingewässer mit Pflanzenbewuchs
- Status: Geschützt – keine Entnahme erlaubt
- Bedeutung: Wichtig für das ökologische Gleichgewicht
Fazit: Vielfalt beginnt im Kleinen
Auch wenn diese Fische selten auf der Titelseite landen, so gehören sie doch untrennbar zu unserer heimischen Wasserwelt. Sie machen das Angeln bunt, überraschend – und erinnern uns daran, dass nicht nur der Fang zählt, sondern das Erleben. Also: beim nächsten vermeintlichen „Beifang“ nicht enttäuscht sein – vielleicht hattest du gerade ein kleines Naturwunder am Haken.