Wenn aus einem Fisch ein „Monster“ wird
Die Geschichte rund um den Brombachsee-Wels ist nicht nur biologisch spannend – sie zeigt auch, wie schnell ein Tier zur Sensation und zur Gefahr hochstilisiert wird, wenn Medienberichte auf Emotionen statt Einordnung setzen.
Statt sachlicher Information gab es:
- „Menschenfressender Riesenwels!“
- „Badeverbot wegen Wels!“
- „Polizei erschießt zwei Meter langen Fisch!“
Das perfekte Mediennarrativ: Furcht, Skandal, Aktion
Es war alles da:
- Ein beliebter Badesee
- Ein unerwarteter Angreifer aus der Tiefe
- Kinder in Gefahr!
- Die Polizei, die schließlich das Problem mit der Dienstwaffe „löste“
Medien lieben Geschichten, in denen ein „Monster“ auftaucht – je absurder, desto besser. Der Wels als Sinnbild einer urzeitlichen, unheimlichen Natur passte perfekt ins Sommerloch.
Was blieb auf der Strecke? Fakten. Verhältnismäßigkeit. Naturverständnis.
Was hätte man stattdessen tun können?
Biologen, Gewässerwarte und Angler hätten zahlreiche nicht-tödliche Lösungen angeboten:
- Umsiedlung des Fisches (mit Elektrofischerei)
- Aufklärung & Hinweise für Badegäste
- Beobachtung und Dokumentation
- Einbindung lokaler Angelvereine
Doch: Das dauert. Erklärt nicht in 30 Sekunden. Macht keine Schlagzeilen.
Medienkritik mit Augenzwinkern
Stell dir vor:
„Bürger ertrinkt in zu heißem Badewasser – Polizei lässt Heizung abdrehen“
Oder:
„Kleinkind fällt von Schaukel – Baum gefällt aus Sicherheitsgründen“
Absurd, oder? Genauso absurd ist es, einen Wildfisch mit Kugeln aus dem Wasser zu entfernen, weil er sich in einem See aufhält, in dem er immer schon gelebt hat.
Der Wels als Sinnbild für den Umgang mit Natur
Der Vorfall zeigt:
Wir leben in einer Gesellschaft, die sich zunehmend von natürlichem Verhalten der Tiere entfremdet hat. Wenn ein Fisch nicht macht, was wir wollen, wird er nicht verstanden – sondern entfernt.
Dabei gäbe es so viele Chancen:
- Bildung & Aufklärung über Fischarten
- Respekt vor natürlichen Reaktionen
- Förderung von Artenkenntnis statt Panikmache
Fazit: Der wahre Skandal ist nicht der Wels
Der wahre Skandal ist der mangelnde Wille zur Koexistenz. Und das hysterische Verhalten einiger Medien, denen das große W kommt: Wels, Wut, Waffen, Wahnsinn.