Der nächtliche Schleicher mit Fernweh
Der Aal ist wohl einer der rätselhaftesten Fische unserer Gewässer. Er lebt viele Jahre im Süßwasser, um dann eine abenteuerliche Wanderung bis in die Sargassosee im Atlantik anzutreten – zum Laichen. In unseren heimischen Flüssen, Bächen und Seen ist er vor allem bei Nacht unterwegs – und für Angler ein ganz besonderer Fang.
Lebensraum und Verbreitung
Aale bevorzugen warme, ruhige Gewässer mit schlammigem Boden, vielen Verstecken und überhängenden Ufern. Sie sind nachtaktiv und verbringen den Tag gut versteckt unter Wurzeln, Steinen oder im Bodenschlamm.
- Typische Reviere: Flüsse wie Kocher und Jagst, Altarme, Seen mit reichlich Unterstand
- Strukturen: Totholz, Schilf, Wurzeln, unterspülte Ufer
- Wassertiefe: meist grundnah – unabhängig von Tiefe
Verhalten und Lebenszyklus
Aale wachsen langsam, leben viele Jahre in unseren Gewässern (bis zu 20!) und ziehen dann zum Laichen in die Sargassosee. Sie sind Einzelgänger, extrem zäh und erstaunlich anpassungsfähig.
- Aktivität: fast ausschließlich nachts
- Laichzeit: nicht in Europa – Wanderung über 5.000 km!
- Besonderheit: können auch kurze Zeit an Land „wandern“ (z. B. bei feuchtem Wetter)
Angelmethoden und Köder
Erfolgreiche Methoden:
- Grundangeln mit Festblei oder Laufblei
- Pose bei ruhigem Wasser oder im Altarm
- Köderfisch an der Grundmontage
Ködertipps:
- Tauwurm (klassisch und effektiv)
- Fischfetzen (z. B. Makrele, Rotauge)
- Leberstückchen, Garnelen, Tintenfisch
Tipp: Stark riechende Köder bei warmem Wetter – am besten ab Sonnenuntergang fischen.
Fangzeiten und Strategie
- Beste Jahreszeit: Spätes Frühjahr bis Herbst
- Tageszeit: Nur nachts (ab Dämmerung bis tief in die Nacht)
- Strategie: Leise am Wasser, keine Lichtquellen – Bissanzeiger oder sensible Rutenspitze nutzen
Schonzeiten und gesetzliche Vorgaben
- Schonzeit in BW: Keine allgemeine
- Mindestmaß: 50 cm
- Hinweis: Aal steht auf der Roten Liste – bitte nur gezielt und verantwortungsvoll beangeln
Fangschwierigkeit und Besonderheiten
Ein Aalbiss ist oft zögerlich – dann wird der Köder verschlungen und der Drill beginnt. Wegen ihrer schlangenartigen Körperform sind Aale im Drill sehr kraftvoll und schwer zu landen. Beim Hakenlösen ist Vorsicht geboten!
- Fangschwierigkeit: Mittel
- Erfolgsfaktoren: Nachtzeit, Ködergeruch, leises Verhalten
Küche und Genuss
Aal hat ein besonders aromatisches, fettiges Fleisch – ideal zum Räuchern oder Schmoren. Früher galt er als „Arme-Leute-Fisch“, heute ist er eine Delikatesse.
- Zubereitung: Geräuchert, gegrillt, in Scheiben gebraten
- Tipp: Geräuchert in Butter serviert mit Brot – ein Hochgenuss
Fazit: Der Aal – geheimnisvoll und besonders
Aalangeln ist keine Massenfischerei – sondern ein leises, ruhiges, nächtliches Abenteuer. Wer sich auf ihn einlässt, erlebt nicht nur Spannung, sondern auch ein Stück lebendige Fischmythologie. Und wer ihn zubereitet, genießt einen Fisch mit Geschichte.